Ich lag heute in der Badewanne und frage mich, warum ich es seit Wochen nicht schaffe mit meiner großen Schwester in ihren Keller zu gehen und mir anzuschauen, wie sie ihn, als ihren Rückzugsort, aufgepeppt hat. Und da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ich mag keine Keller. Als ich darüber nachdachte, woran das liegen konnte kam mir meine Kindheit in den Sinn. Mein Kinderzimmer war im Souterrain. Es war der Ort an dem ich mich vor den Launen meines manisch-depressiven Vaters versteckte. Der Ort an dem ich gebannt lauschte, wie seine Laune heute war. Was erwartete mich? Konnte ich mich hochtrauen? Sollte ich lieber ganz still sein, damit er nicht merkt, dass ich schon Zuhause bin? Stillsein war der einzige Weg, denn Türe schließen war nicht erwünscht. Was wäre die Beste Strategie, um den Tag gut zu überstehen?
Neben dem Kinderzimmer war ein Heizungsraum. In diesem haben meine Schwester und ich viele Stunden mit der Heimarbeit meiner Eltern verbracht. Wir haben Filterwasserhähne für Aquarien in sehr vielen Stunden zusammengebaut. Das war unsere Form der Freizeit, weil meine Eltern das Geld brauchten, um Rechnungen für kaputte Elektrogeräte, Autoreparaturen oder sonstige alltäglichen Dinge zu haben, für die das Gehalt ihrer beider Vollzeitjobs dennoch nicht ausreichte. Weil meine Mutter nicht mal den Mindestlohn für knochenharte Arbeit bekam und es in dem Ort für eine Frau mit Migrationshintergrund keine beruflichen Alternativen gab.
Eine Tür weiter war der Waschraum. Hier habe ich seit dem 10ten Lebensjahr die Wäsche für die Familie gemacht…
Neben dem Waschraum war ein Vorratstraum. Egal was man gerade tat und wie erschöpft man gerade war, wurde man von der Mama runter geschickt, um von dort was zu holen.
Sollte also sich nochmal jemand wundern warum ich keine Keller mag, dann weiß ich auch nicht…