Für mich war das der schlimmste Satz, den ich als frischgebackene Mutter zu hören bekommen habe. Man freut sich darauf endlich Mutter zu werden und das kleine Wesen in den Armen zu halten. Man glaubt an diesem Tag von Experten umgeben zu sein, die einen unterstützen und einem helfen in den ersten Stunden. Man liest von Rooming-In und denkt, wie romantisch das doch ist, dass man gleich von Anfang an Zeit mit seinem Baby verbringen darf. Doch dann ist der große Tag da…
…und nach gefühlten hundert Stunden Geburt ist man erschöpft und will nur noch schlafen. Aber da ist dieses Baby, dass nachtaktiv ist und nicht alleine schlafen will. Man traut sich aber nicht das Baby zu sich ins Bett zu legen, da man einen Wisch unter die Nase gehalten bekommt, bei dem man unterschreibt, dass man sich dessen bewusst ist, dass die Gefahr des plötzlichen Kindstodes steigt, wenn das Kind bei einem im Bett schläft. Man kann also nicht schlafen und kriecht auf dem Zahnfleisch, aber die Schwestern sind nicht mehr darauf eingestellt, einem das Baby abzunehmen, damit die Mütter auch mal schlafen können. Stattdessen bekommt man eben diesen Spruch: „Sie sind ja die Mutter, sie müssten am Besten wissen, was ihrem Baby fehlt. Hören Sie nur auf ihr Gefühl.“ Und wird mit dem schreienden Baby alleine stehen gelassen. So ein Schwachsinn. Woher soll Frau das wissen? Früher wurden die frischgebackenen Mütter für eine Woche verwöhnt. Man hat sie schlafen lassen, um das Baby wurde sich gekümmert, man hat es nur zum Stillen vorbeigebracht. Ja, da konnte man ruhig drei Tage im Krankenhaus bleiben und dann entspannt mit dem Baby nach Hause fahren. Ich habe in meinem Fall nach einer Nacht aufgegeben, in der ich so viele verzweifelte übermüdete Zombiemütter gesehen habe, die eigentlich aufgeputschte glückliche Frauen hätten sein müssen. Ich habe mich also von meinem Mann abholen lassen und dank ihm konnte ich endlich Schlafen. Er hat sich um unsere Tochter gekümmert, so dass ich nach der Geburt wieder etwas Kraft tanken konnte. Das war unbezahlbar und sollte eigentlich auch im Krankenhaus möglich sein.
Das andere Kapitel ist das Stillen. Auch da heißt es, dass man als Mutter ja ein Gefühl dafür haben müsste, wie das zu funktionieren hat und dass es alles einfach und schmerzfrei wäre. Aber die meisten Mütter, die ich getroffen habe, haben sich mit dem Stillen sehr schwer getan. Jedes Baby war anders, die einen waren Dauernuckler, die anderen Schnelltrinker, die dritten schliefen bein Nuckeln ein. Die einen Frauen hatten sehr viel Milch und liefen schnell aus, die anderen taten sich sehr schwer mit überhaut etwas Milch zu produzieren. Aber das ist normal. Jeder Körper ist anders und nur weil der eigene Körper sich mit der Umstellung schwertut und man nicht intuitiv weiß, was zu tun ist. Ist mein keine schlechte Mutter. Und man muss keineswegs wissen, was hier zu tun ist. Dafür müsste es Experten geben.
Darum möchte ich nur sagen. Wenn Du gerade als frischgebackene Mutter im Krankenhaus verzweifelst und an Dir als Mutter zweifelst, dann liegt das nicht an Dir. Das liegt an den Sparmaßnahmen der Krankenhäuser, die keinen Raum mehr für Menschlichkeit lassen. Wen Du nicht weißt, was zu tun ist, dann liegt es nicht daran, dass du als Mutter null Peil hast, sondern es gibt einfach niemanden, der dich sozial auffängt und dir hilft. Du darfst frustriert und traurig sein. Ich hoffe nur, dass du dann eine Mutter oder eine Freundin oder einen Mann hast, die dich unterstützten. Das ist das soziale Netzwerk, dass dir auch als einziges später über die Runden helfen wird. Höre nie auf gutgemeinte Ratschläge Fremder, die haben alle viel Meinung und oft wenig Ahnung, von deiner konkreten Situation. Höre nur auf Menschen, denen Du vertraust, aber auch da gilt, wenn Du dich in die Enge getrieben fühlst, dann hinterfrage auch da das Gesagte. Hier gilt tatsächlich, wenn etwas für Dich als Mutter keinen Sinn macht, dann bist Du die Mutter und du weißt, dass das für dich nicht das Richtige ist. 😉