Ich habe mich bei „She’s Mercedes“ angemeldet und finde die Zeitschrift faszinierend. Sie zeigt mir leider auch auf, wie sehr die Angst mein Blickfeld aufs Leben und all die Möglichkeiten eingeengt hat. Wie sehr das Bedürfnis nach Sicherheit mich in dem Sein, wie es ist, verharren lässt. Ich versuche zwar meinen Kindern neue Wege (wortwörtlich) aufzuzeigen, in dem wir unseren Spaziergang so abwandeln, dass wir versuchen selten den identischen Weg immer wieder zu nehmen. Indem wir den Weg verlassen und durchs Gebüsch unseren Weg durchschlagen und dabei neue Perspektiven einnehmen. Aber ich selber hänge in meiner sicheren Zone fest und lasse das Leben passieren. Es zieht vorbei und es ist irgendwie okay, aber nur so lange, bis ich von anderen Frauen lese, die die Welt verändern. Dann habe ich das Bedürfnis auch etwas zu tun, das die Welt positiv verändert. Aber mir gehen schon die Kräfte aus beim plastiklosen Einkaufen, beim Motivieren meiner Kinder beim Lernen für die Schule, beim Erziehen meiner Kinder zu Menschen, die die Arbeit einer Mutter im Haushalt nicht für selbstverständlich nehmen. Ich schaff es nicht mal, dass ich meinen Sohn genauso erziehe wie meine Tochter, also von beiden gleich viel Beteiligung im Haushalt erwarte und beide auf dieselbe Art lobe.
Nawal El Moutawakel (gewann Gold über 400 Meter Hürden bei den Olympischen Spielen 1984) meinte: „Wenn man etwas liebt, zählt man nicht die Stunden, die man investiert.“ Sie bezog sich dabei darauf, was sie in Sport antreibt und wie sie mit dem Verzicht fertig geworden ist. Ich denke mir öfter, dass ich gerne Mutter bin, dieser unbezahlte Job aber so viel Zeit kostet, dass keine Zeit mehr für andere Dinge bleibt, die man liebt. Ich weiß, dass ich den Mutter-Job liebe, denn ich zähle nicht die Stunden. Aber jeder Tag ist einfach immer wieder plötzlich vorbei und mir bleibt keine Zeit mehr für andere Dinge, da ich an Abend müde auf dem Sofa zusammenbreche. Vielleicht ist das Muttersein für manche Frauen natürlicher als für andere, so dass die Zeit, die sie investieren mehr Raum für andere Lieben lässt. Vielleicht haben sie mehr Hilfe durch Babysitter, Putzfrauen, Nachhilfelehrer, etc. Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur sehr, dass meine Kinder eines Tages mit weniger Zeiteinsatz von mir durch die Schule kommen und ich dann meine Energie für eine neue Liebe habe.
Mein erstes Buch steht, beim zweiten habe ich drei Kapitel fertig und seitdem ist Corona und es liegt still. Etwas aufzuschreiben fällt mir schwer, denn ich bin von einer unsagbaren Leere erfüllt. Ich vermute es ist wieder die Angst, die mich stillstehen lässt. Ja nicht bewegen, ja nicht atmen. Lieber alles lassen wie es ist. Ich wünsche mir dieses Jahr aber nicht weg, wie so viele andere. Es war ein gutes Jahr. Wir hatten viel Zeit für die Kinder, die Feiern waren dieses Jahr klein aber sehr schön, der Urlaub im Sommer umso besonderer und die Schule wissen die Kids umso mehr zu schätzen, das es nicht mehr selbstverständlich ist, dass man hin darf.
Ab wann ist es also okay zu akzeptieren, dass der aktuelle Lebensabschnitt vielleicht weniger weltverändernd ist und man einfach nur sein kann ohne was besonderem? Wann ist das was man tut genug? Wann sollte man mehr machen?
Lasst und ein Leben führen, bei dem wir nicht nur die Stunden zählen, sondern bei dem wir einfach erschöpft auf dem Sofa zusammenbrechen und überrascht sind, dass der Tag wieder rum ist. Dann ist es doch ein Zeichen dafür, dass die Zeit so wertvoll war, dass wir nicht gemerkt haben, dass sie vergangen ist.