Manchmal will man sich einfach berieseln lassen, schaut sich einen Film an und dann lässt er einen nicht mehr los. So erging es mir vor Kurzem. Ich habe einen Film geschaut in dem eine Frau mit ihrem Ehemann eine ganz andere Person ist als mit einem Mann, den sie neu kennenlernt. Mit dem Mann geht sie ihren „Pflichten“ als Mutter und Frau nach, sie ist rücksichtsvoll, sie meckert nicht, sie nimmt die Dinge in die Hand und sorgt dafür, dass der Laden läuft. Sie redet nie über ihre Träume und ihre Bedürfnisse, sie scheint glücklich, aber auch ein wenig abgestumpft. Es muss kein aufregendes Leben sein, dass sie lebendig machen würde, aber sie ist einfach da und keiner nimmt sie so richtig wahr. Und mit dem anderen Mann, bei dem ist sie selbstbewusst, eloquent, sie flirtet, sie wirft ihm Dinge an den Kopf, sie ist leidenschaftlich, sie ist lebendig, sie redet über sich und ihre Wünsche und Träume. Er siehst sie, er hört zu, er fragt nach. Sie erleben keine Abenteuer, sie unterhalten sich auch nur, aber sie reden miteinander und sie ist nicht nur die aktive Zuhörerin und Kümmerin.
Und so stellt sich mir schon die Frage, wieviel sind wir denn welche Version von uns? Können wir mehr unsere Aspekte ausleben, die uns an uns mehr gefallen würden, wenn wir die Menschen um uns herum „austauschen“? Sollten wir das tun oder kann auch das Leben, das man so tagtäglich lebt einen voll ausfüllen? Suchen wir nach mehr Lebendigkeit, weil wir dazu von Medien aufgehetzt werden? Diese tun das ja auch nur, weil dort Mensch sich gegenseitig aufputschen und sich mit dem gleichen Gedanken immer mehr zuspitzen zum Individuum, dass seine Bedürfnisse ausleben muss um glücklich zu sein? Aber wenn man nicht unglücklich ist, wenn einem das eigene Leben nicht stört, muss man da mehr haben wollen, nach mehr suchen? Oder ist man eine nicht valide Version seiner selbst, wenn sich nicht wirklich lebendig fühlt, sondern wie unter einer dicken Schicht Watte lebt?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass man nie DIE Person ist und egal wie sehr man sich liebt, die Menschen um einen herum prägen den Menschen in uns drin und heben hervor, welche Person wir in dem konkreten Moment sind.