Es gibt bestimmt einige Frauen, die diesen Nonsense Spruch schon mal aus Ausrede dafür gehört haben, warum sie aktuell noch nicht befördert werden kann, obwohl sie doch so tolle Arbeit leistet. Ich war eine von Ihnen und habe ja dank meiner neuen Jobdefinition eigentlich das Streben nach diesem Schritt abgelegt. Aber vor ein paar Tagen wäre ich fast wieder in die alte Falle getappt. Ich war im Auto unterwegs mit einer Freundin und sie erzählte mir also von dieser Schulung, die der Abteilungsleiter für alle Frauen seiner Abteilung organisiert hat. Er wollte in dieser Schulung den Frauen nahebringen, wie sie beruflich vorankommen in dem sie gezielt an ihrer Sichtbarkeit arbeiten. Diese Schulung wurde beschämender Weise von einer Frau geleitet. Ich horchte also hochkonzentriert, dem was meine Freundin zu berichten hatte und machte schon mentale Notizen, bis mir der Schwachsinn der ganzen Veranstaltung mit einem Mal bewusst geworden ist. Ich fasse mal das, was meine Freundin mitgenommen hat wie folgt zusammen:
1. Männer wenden bis zu 30% ihrer gesamten Arbeitszeit dafür auf, um mit anderen Männern in Meetings darüber zu philosophieren, was für tolle Hechte sie sind, weil sie Marathon laufen oder tolle Autos haben, etc. (und nun verstehen wir die Übesrtunden)
2. Es wurde den Frauen nahegelegt, das Meeting nicht zu fokusiert zu begehen, sondern dern Schwachsinn aus Punkt 1 mitzumachen und dann on top in den Bestätigungskanon zu verfallen, der nach jeder Aussage eines Leittieres kommt. Es kennt bestimmt jede Frau die Situation, wo sie im Meeting dachte, dass ja nun wirklich alle verstanden haben, was der Chef sagen wollte und dennoch alle es nochmal bekräftigend wiederholten. Das geschah, um zu zeigen, dass auch wirklich alle anwesenden dem Leittier suggerieren wollen, dass er der Hecht ist und somit sein Wohlwollen bekommen. Es wurde den Frauen in der Schulung nahegelegt in diesen Kanon einzustimmen, wenn sie gesehen werden möchte.
3. Den größten Applaus in der Schulung gab es, als eine der Teilnehmerinnen sagte: „Ist das ihr Ernst? Ich habe keine Zeit, um das Ego eines einzelnen Mannes zu streicheln, ich arbeite Teilzeit und muss etwas abarbeiten. Diese Ineffizienz in Meetings macht mich krank.“
Und an diesem Punkt der Schilderung kam mir die Erkenntnis, dass ich in die alte Falle getappt bin, bei der ich mir von Männern diktieren lassen wollte, wie ich sein soll, damit sie mich wahrnehmen und befördern. Meine Freundin sagte noch so zu mir: „Der arme Abteilungsleiter, der wird jetzt zu seinen Kollegen gehen und sagen, dass nun die Frauen auch 30% weniger arbeiten werden.“ Und ich sah das aber so: „Nein, er wird nun zu seinen Artgenossen gehen und sich dafür feiern lassen, dass er nun allen Frauen in seiner Abteilung die Freude am beruflichen Vorankommen verdorben hat, die Jungs also wieder in Ruhe unter sich bleiben werden. Denn welche Frau will sich ein Berufsleben Lang verstellen und zu einer speichelleckenden einsamen Bienenkönigin werden, die statt etwas sinnvolles zu tun ihre Energie in das streicheln eines Einzelegos steckt?“
Warum ich zu Beginn gesagt habe, dass es beschämend war, dass die Schulung von einer Frau gehalten wurde? Weil diese Frau als Beraterin lieber dem Chef empfohlen hätte eine Schulung für die Chefs zu halten, in der sie den Herren die Besonderheiten der sehr vielen Frauen erklärt und wie man diese fördern kann, statt es sehr vielen Frauen schmackhaft zu machen, sich für ein paar einzelne Leitaffen zu verbiegen.
Sollte ich etwas wütend klingen, dann liegt es daran, dass es mich wütend macht, dass man uns Frauen sagt, ihr müsst ja nur… aber das war ja ein anderer Beitrag in meinem Blog. 😊
17. März 2019