Ich kennen nun einige Menschen zwischen 45 und 55 in meinem Umfeld und wenn wir zufällig auf unsere Kindheit zu sprechen kommen und wie diesen denn so war, dann waren viele sich selbst überlassen und die Mütter lebten vorwiegend für den Ehemann. Die Mütter hatten nach außen hin keine eigenen Bedürfnisse und die Kinder durften erst recht keine haben. Der Vater machte sein eigenes Ding und ab und an ließ er sich daheim blicken. Wenn letzteres passierte, dann mussten alle um ihn herum tänzeln. Sei es, dass nur das gekocht wurde, was er mochte, dass die Kinder still sein mussten, weil er ach so erschöpft war, sei es, dass die Fahrt in den Urlaub ohne kindgerechter Pausen absolviert werden musste oder die Mutter sich zurecht machen musste, um den Mann in der Öffentlichkeit zu repräsentieren, während die Kinder allein daheim bleiben mussten. Die Mütter waren den Kindern gegenüber emotional eher unterkühlt. Umarmungen gab es nicht wirklich.
Doch woran lag das? Vielleicht lag es daran, dass sie von Nachkriegsfrauen groß gezogen wurden. Frauen, die alleine Häuser gebaut, Firmen geführt, Kinder erzogen und Alte im Alleingang versorgt haben. Sie waren ohne männlicher Unterstützung auf sich gestellt und das für Jahre. Und dann kehrten die verwundeten Soldaten wieder Heim. Die Frauen merkten, dass ihre Männer traumatisiert waren und überließen ihnen aus Empathie und Fürsorge das Feld beim Geldverdienen, weil es das wirkungsvollste Mittel schien, um die angeschlagenen Egos zu balsamieren. Sie kehrten damit zurück, an den für sie von der Vorkriegsgesellschaft vorgesehenen Ort, das Heim und kümmerten sich, um den von Krieg traumatisierten Mann. Seine Bedürfnisse hatten nun Vorrang. Die Kinder, also die Mütter und Väter der heute 45 bis 55 jährigen, waren sich selbst überlassen. Es gab keinen Raum für elterliche Zuneigung und sie bekamen ein mehr als traditionelles Rollenbild vorgelebt. Also führten sie es genauso fort, als sie Eltern wurden. Was die 45 bis 55 jährigen heute aber zu besseren Eltern macht ist das Fernsehen der 90-er und das Internet. Sie bekamen viel mehr Vielfalt vorgelebt, wie man als Eltern, Paar und Mensch sein kann. Es gab viele amerikanische, kanadische, französische und schwedische Serien, die eine gleichberechtigte Partnerschaft und liebevolles Elternsein vorspielten. Diese Generation hat also angefangen die Knospen der Emanzipation erwachen zu sehen und hat sich getraut, es anders als die eigenen Eltern zu machen. Diese Menschen haben oft nicht erlebt, was es bedeutet in einem fürsorglichen Zuhause aufzuwachsen, aber sie bereiten genau dieses ihren Kindern. Manchmal scheitern sie an tiefsitzenden Mustern, aber ich merke, dass jede neue Generation immer weicher, immer unschärfer gezeichnet und immer kinder-orientierter wird. Es kostet viel Kraft allen und vor allem sich selbst gerecht zu werden, aber unsere Kinder haben die Chance eine schönere Zukunft zu gestalten, da sie mit viel Zuneigung groß werden.