… das ist ein aktueller Trend, der sich wie eine Krankheit weltweit ausbreitet. Und dieser Trend macht meiner Meinung nach nur die Schriftsteller und Gurus reicher, aber sonst keinen glücklicher. Denn allein die Aussagen, die dabei getroffen werden bauen Druck auf und erschweren damit das Glücklichsein. Ich meine, wenn sie als erstes Lesen, dass nur sie selbst für ihr Glück verantwortlich sind und aus sich selbst heraus glücklich sein müssen, dass das aber von einer Person kommt, die in ihrer Vita umgeben ist von Menschen, die sie unterstützen, dann schießt meine Augenbraue direkt in die Luft. Nicht im Buch/Artikel/Blog liegt die Antwort zum Glücklichsein und schon gar nicht im Glück in sich selbst, sondern dieser Mensch hat ein soziales Netz, das ihn auffängt und das ihm Raum gibt sich mit sich selbst zu befassen und damit sich kennen zu lernen und damit „aus sich selbst“ heraus glücklich zu sein. Wenn man allein auf sich gestellt ist, dann kann man nie zu sich selbst finden, denn dann sehnt man sich als soziales Wesen nach Liebe und Anerkennung durch andere. Man will als Mensch zu etwas oder jemanden dazu gehören, das gehört zu uns, wie das Atmen. Also nein, aus uns allein werden wir nicht glücklich. Wenn wir das dennoch krampfhaft versuchen und uns immer einsamer fühlen, dann liegt es an den bescheidenen Ratgebern, die uns glauben machen wollen, dass das geht. Aber nur meiner Meinung nach.
Weitere sinnlose Tipps sind, z.B. Hören sie einfach auf zu grübeln und negativen Gedanken nachzuhängen. Ah ja, alles klar. Haben Sie schon mal versucht ein Kind, das sauer war zu beruhigen, in dem Sie dem Kind gesagt haben, dass es bockig ist und sich doch einfach zusammenreißen und beruhigen soll? Nein? Versuche sie es mal. Erstaunlicherweise wird das Kind nur noch wütender und flippt vollkommen aus. Warum? Weil es sich unter Druck gesetzt fühlt und ich einer eh schweren Situation unter Druck gesetzt wird. Wenn Sie also ihrem Kops sagen: „Hey Alter, nun ist aber genug mit dem Gedankenkarussell, ich habe gelesen, dass Du aufhören musst.“ Was macht dann der Kopf? Er fühlt sich unter Druck gesetzt, weil er es nicht hinbekommt etwas vermeintlich so „Einfaches“ zu tun, wie das Karussell zu stoppen. Man setzt sich also mit einem neuen Problem auseinander und das Karussell dreht sich schneller und schneller, während diese Pseudoratgeber, das doch so einfach klingen lassen. Scheiß auf diesen Rat. Wenn das Karussell sich dreht und sie es alleine nicht anhalten können, schreiben Sie die Gedanken auf. Mir hilft es, dass sie so aus meinem Kopf verschwinden. Es geht mir dann nicht immer besser, aber es macht Platz für einen neuen Gedanken und der ist im Besten Fall ein schönerer, als der den ich gerade durch das Aufschreiben los geworden bin. Mir persönlich hilft es nicht, mit Freunden über solche Gedanken zu reden, denn diese haben immer eine „Lösung“, was mich persönlich wieder unter Druck setzt und mich noch mehr im Gedanken gefangen hält. Mir hilft nur das Niederschreiben. Ich will damit keinen Rat geben, ich will damit nur sagen, jeder Kopf ist anders und vielleicht hilft dieser Ansatz dem ein oder anderen zu akzeptieren, dass es nicht immer einfach ist aus einem Gedankenkarussell auszusteigen und dass wenn ein Gedanke weg ist, dann ein neuer kommt. Aber es ist eventuell tröstlich zu wissen, dass der neue Gedanke ein guter und kein nervenaufreibender sein könnte. Und dieses Wissen kann vielleicht helfen einen Gedanken gehen zu lassen. 😉
Sorry, ein dritter Klassiker muss noch sein. Sie sollen Ihr Glück zur Top Priorität machen. Nun ja, es wird uns schon oft suggeriert, dass wir das einfach so können. Aber wenn Sie Mutter sind und damit Verantwortung für das Leben von jemand anderen zumindest für 18 Jahre übernommen haben, dann geht das nicht immer so, wie man vermutlich immer leben würde. Ich kann nur sagen, ich habe mir kleine Oasen geschaffen, die nicht viel Zeit beanspruchen und diese meinen Kindern erklärt. Es ist nicht das Leben, das ich als pures Glück bezeichnen würde, aber es ist mein Leben, das ich aktuell habe. Das Schaffen der Oasen war kein einmaliges Ding, sondern es ist ein Prozess, den man aktiv täglich angehen muss. Ich habe erst mir das Recht auf Sport, Freunde und Pausen eingestanden (manchmal muss ich mich an dieser Recht auch noch nach 8 Jahren immer wieder erinnern). Ich habe gelernt mit Chaos im Haushalt zu Leben (außer es gibt einen seltenen Tag, an dem ich alleine bin, dann Räume ich erst alles auf und fühle mich so richtig wohl) und verstanden, dass man mit Kindern über sehr vieles Reden kann. Sie verstehen die Welt, wenn man sie ernst nimmt und wenn man Dinge erklärt, wie z.B. beim Ausgehen einen Vergleich zu den Freunden der Kinder zu ziehen. Dann akzeptieren sie das und man selber sieht es plötzlich genauso und die Kinder merken, dass Frau selbst dahintersteht.
Ich bin nicht glücklich, weil ich aus mir heraus das Glück gepachtet habe. Ich bin glücklich, weil ich die tollsten Kinder der Welt habe, Geschwister, die mir durch die Kindheit geholfen haben und Freunde, die mich dazu gebracht haben, auch als Mutter meine Auszeiten zu nehmen. Die schlechte Nachricht ist, dass man allein nicht glücklich werden kann, die Gute ist aber, dass es nicht viele Menschen braucht, manchmal nur eine sehr nette Kollegin, die einem helfen sich an das Glück zu erinnern, damit man glücklich werden und bleiben kann. 😊 Aber das ist nur meine persönliche Meinung ohne wissenschaftliche Analysen und Anspruch auf Allgemeingültigkeit.